Sonntag - Juni - 26.06.2011 - 16:42 Uhr
» Segelfluglager 2011 in Timmersdorf
Mittwoch, 1.6.
Der übliche Feiertags-Baustellen-Unfall-Stau auf der Tangente. Ich fahre erst nach 19:00 von Stockerau weg und komme halbwegs zügig durch die letzten Aufräumarbeiten. Außerhalb von Wien geht’s problemlos voran, ein schöner Sonnenuntergang am Semmering stimmt mich auf die nächsten 3½ Wochen Segelflugurlaub ein. Sepp Leisser hat zwei Stunden früher das volle Verkehrs-Chaos abbekommen und Franz Neubauer ist eh schon seit einem Tag in Timmersdorf.
Ferdi Höllerer ist schon am vergangnenen Wochenende über 300 km geflogen.


Donnerstag, 2.6. – Christi Himmelfahrt
Günter Mayer fliegt in Stockerau noch einen Gästekunstflug mit der Fox und will sie dann abrüsten und im Anhänger nach Timmersdorf überstellen. So wäre der Plan gewesen, tatsächlich fährt er damit nach Oberösterreich zu unserem Lieblings-Reparaturbetrieb mit einer zerbrochenen vorderen Cockpit-Haube - aber das ist eine ganz andere Geschichte. Wie lange die Reparatur dauern wird, hängt davon ab, ob irgendwo in Europa ein passender Haubenrohling aufzutreiben ist.
Franz Bachmayer und Werner Casett helfen Günter noch beim Abrüsten der Fox und überstellen dann unsere beiden Einsitzer nach LOGT.
Erich Cozowicz erweist sich als lernfähig und fliegt mit der KUB nach den Empfehlungen vom vorausfahrenden Franz bei sehr tiefer Basis über den Semmering bis nach Timmersdorf durch. Seine Ankunft noch am gleichen Tag ist auch für die Timmersdorfer etwas überraschend, weil sie Erichs Zimmer am Flugplatz noch nicht ganz bezugsfertig haben und der Hangar für die KUB noch umgeschlichtet werden muss..

Das Wetter ist zwar den ganzen Tag fürs Segelfliegen nicht zu gebrauchen, aber zumindest regnet es nicht. Ein paar gemütliche Altherren-Kunstflüge mit der Fox wären aber schon gegangen – schade. Zur Urlaubseinstimmung war's trotzdem ein recht netter Tag, am Wohnmobil gibt's eh immer was zum Herumbasteln und am Abend bewirten uns die Timmersdorfer mit einem sensationellen Kesselgulasch.
Sepp Leisser spielt den Naturburschen und will das ganze Fluglager im Zelt schlafen – mal sehen, wie lange er durchhält wenn morgen der Regen kommt. Als bekennender Warmduscher schalte ich am Abend die Heizung im Wohnmobil ein.


Freitag, 3.6.
Wechselhaft – zeitweise schaut‘s zwar recht gut aus, aber dazwischen sind immer wieder Regenschauer, die am Abend in Dauerregen übergehen.
Fliegerisches Highlight ist das Modellhubschrauber-Fliegen im Wohnmobil.
Patrick Strasser hat vom berühmtesten Getränkeabfüller ein neues Spielzeug bekommen - schade, dass es nur einsitzig ist.

Mit der Ankunft von Günter, Schorschi und Horstl ist die Stockerauer Außenstelle vorerst mal komplett.
Sepp lebt immer noch im Zelt.


Samstag, 4.6.
Wieder so ein Tag, wo du als Segelflieger nicht so recht weißt, was du damit anfangen sollst. Der Wetterbericht sagt: Lasst die Flugzeuge im Anhänger. Am frühen Nachmittag schaut’s ganz gut aus und du denkst, wir hätten besser doch die Flieger aufrüsten sollen. Knapp eine Stunde später mächtige CB’s und du weißt, dass es doch gut war, nicht zu fliegen.
Na ja, zumindest fliegen Günter und ich mit der KUB und Herbert Liess als Passagier eine Erkundungsrunde über Kapfenberg und Lanzen-Turnau – weiter östlich stehen schon ausgedehnte Regenschauer.

Am Nachmittag besuchen wir im Regen die Hiaslegg-Hütte zwischen Trofaiach und Tragöß, die uns erstaunlicherweise in den letzten 7 Jahren entgangen ist. Das Essen ist zwar schwer in Ordnung, aber dann passiert der Hüttenwirtin ein unentschuldbarer Fauxpas, als sie uns fragt, ob wir eine Tauchergruppe vom grünen See sind. Ich fasse es nicht – Taucher !!!
Am Abend versorgt uns Herbert Duschek mit Rotwein im praktischen Großgebinde – Anhänger der gepflegten Weinkultur mögen uns das gnädigst verzeihen.
Das Zelt von Sepp ist immer noch dicht.


Sonntag, 5.6.
Die Fotos vom typischen Timmersdorfer Schönwetter-Stratus erspare ich euch diesmal.
Da wir endlich wieder mal Segelfliegen wollen, rüsten wir am Vormittag den Twin-Astir und Sepp Leissers SZD-55 auf. Sogar die Kühe vom angrenzenden Bauernhof dürften schon länger keine Segelflieger mehr gesehen haben, weil eine so neugierig ist, dass sie aus dem Gatter zum Abstellplatz unserer Segelflugzeuge ausbricht. Aber für Schorschi, der schon am Samstag die ganze Herde quer über den Flugplatz getrieben hat, war eine einzelne Kuh keine große Aufgabe mehr.
Ab Mittag reißt dann die Bewölkung auf und wir können ein paar kürzere Segelflüge im Platzbereich durchführen. Franz Neubauer, Erich Cozowicz und Herbert Liess nehmen mich für jeweils einen Flug als fotografierenden Passagier im Twin-Astir mit und Sepp Leisser fliegt zweimal mit seinem Segelflugzeug. Die Ausbeute ist eher bescheiden: Herbert fliegt knapp über eine Stunde und alle anderen Flüge dauern rund eine halbe Stunde.
Herzlichen Dank an Jürgen Friedl und den unbekannten Fotografen in der Timmersdorfer Robin für die Außenaufnahmen von unserem F-Schlepp.


Montag, 6.6.
Bis zu Mittag ziehen immer wieder tiefe Wolken durch, daher beschließen Erich Cozowicz und ich mit der KUB nach Lanzen-Turnau zu fliegen und Sepp Leisser will zu Fuß das 2200m hohe Gößeck erklimmen. Vor uns startet ein dänischer Kollege mit einem eigenstartfähigen Segelflugzeug – na ja, mit 50 PS im Rücken kannst leicht optimistisch sein. Kurz nach unserem Start wird die Bewölkung weniger und aus 5000ft schauen die Bummerl sogar recht einladend aus. Leichte Zweifel kommen auf, ob wir nicht doch unsere Segelflugzeuge aufrüsten hätten sollen. Zum Glück ist in Lanzen-Turnau grad Mittagspause und in Kapfenberg eh keiner am Funk, somit fliegen wir ohne Zwischenlandung wieder heim nach Timmersdorf. Jetzt gibt’s auch keine Zweifel mehr, dass das Motorfliegen definitiv die falsche Entscheidung war.

Ich rüste gut eine Stunde zu spät meine LS4 auf und Franz Neubauer bereitet den Twin-Astir vor. Nur 46 Minuten nach dem Aufsetzen der KUB hänge ich 50m dahinter am Schleppseil. Der Schlepp ist extrem bockig und zeitweise geht’s auch mit den 180 Lycoming-PS einfach nur bergab. Erich meldet aus der KUB berechtigte Bedenken, ob er den schweren Twin-Astir unter diesen Bedingungen überhaupt rausbringt, worauf Franz freiwillig auf den Start verzichtet.
Das Segelfliegen selbst ist auch eher von der rustikalen Art – recht bockig, die Thermik windzerrissen und schwer durchschaubar, dafür ist ein Sinken mit 5-6 m/s eher die Regel als die Ausnahme. Nach einer halben Stunde poliere ich in 350m den Hang gegenüber dem Flugplatz und habe wieder Zweifel, ob das Aufrüsten doch die richtige Entscheidung war.
Mühsam komme ich doch noch weg und da ich mich eh nicht weiter weg traue, beobachte ich einige Zeit später aus 2500m Höhe und in sicheren 10-15km Entfernung die Entstehung von fünf CB‘s in allen Entwicklungsstadien: Zuerst ein ganz normaler Cumulus, der mächtig in die Höhe schießt, den typischen Amboss entwickelt, in der Wolke und dann am Boden ausregnet und wieder zerfällt - ein grandioses Naturschauspiel, erste Reihe fußfrei, Dauer jeweils ca. 15 Minuten. Fotos gibt’s davon leider keine, weil ich meine Kamera so blöd ins Flugzeug geräumt habe, dass ich sie im Flug nicht erreicht habe.
Immerhin schaffe ich fast 3 Stunden Segelflugzeit und das Aufrüsten war letztendlich doch die richtige Entscheidung. Im Landeanflug werden die Turbulenzen noch mal so richtig lustig und genau während der Positionsmeldung schweben Karte, Anflugblätter und sämtliche losen Gegenstände plötzlich in der Cockpithaube.
Sepp hat annähernd die gleiche Höhe zu Fuß erreicht und wird sicher gut in seinem Zelt schlafen.


Dienstag, 7.6.
Nach einer sternenklaren Nacht zeigt sich am Morgen ein strahlend blauer Himmel, aber starker Höhenwind und die ersten Quellungen schon nach dem Frühstück verheißen nix Gutes. Trotzdem bereiten wir unsere Segelflugzeuge vor und starten kurz nach 13h.

Der Wind hat bis zum Start deutlich nachgelassen und damit sind auch die Turbulenzen kein Thema mehr. Leider sind die Steigwerte nur sehr mäßig und schon nach dem Start werden die Wolken immer dichter. Ich suche mir die letzten sonnenbeschienenen Flecken, die meistens schneller verschwinden als ich hinfliegen kann. Ich bin aber noch rund 2000m hoch und kann auch unter der geschlossenen Wolkendecke die Höhe halten. Dann beginnt es überall zu regnen und ich entscheide mich wie alle anderen auch zur Landung. Flugzeit knapp über einer Stunden, Günter Mayer und Franz Neubauer, die nach mir von Erich Cozowicz geschleppt worden sind, entsprechend kürzer. Sepp Leisser ist angesichts der immer dichter werdenden Wolken gleich gar nicht gestartet. Da zumindest der Flugplatz vom Regen verschont bleibt, können wir unsere Flugzeuge ohne Stress versorgen bzw. abrüsten.

Ein mächtiges Gewitter sorgt am Abend für Regen und dramatische Wolkenbilder.

Hoffentlich hält das Zelt von Sepp dicht.

Mittwoch, 8.6.
Am Morgen viel Restfeuchte nach den nächtlichen Gewittern und ab Mittag verhindern mächtig aufbauende Cumulanten und Regenschauer rund um den Flugplatz jegliche Segelflugambitionen - keine einzige Flugbewegung in Timmersdorf.

Schaurig schöne Abendstimmung.

Sepps Zelt hat dicht gehalten und es gibt noch keine Anzeichen dass er seine textile Behausung aufgeben möchte.

Donnerstag, 9.6.
Den ganzen Tag dichte Wolken und zeitweise leichter Regen, nix zum Segelfliegen, keine Fotos, ein Tag zum Shoppen.
Sepp und Erich wandern zur Weiglmoaralm.

Freitag, 10.6.
Wieder mal dichte Wolken und mehr aus Verzweiflung als in der Hoffnung auf Thermik rüsten wir den 2. Astir und Sepp Leissers SZD auf.

Eigentlich wollten Schorschi und ich mit dem Twin-Astir starten, aber dann ändern wir unser Vorhaben und fliegen die DG 1001 S, das Flaggschiff der Timmersdorfer Flotte im Gegenwert unserer KLP - natürlich nur mit einem kundigen Sicherheitspiloten. Entgegen meinen Erwartungen finde ich recht brauchbare Thermik vor, die sich im Laufe des Fluges immer besser entwickelt. Das Flugzeug selbst ist ein Traum: Es liegt satt in der Luft und ist trotzdem in der Thermik für ein 20m-Schiff sehr wendig, perfekte Sitzposition und Cockpit-Ergonomie, angenehm leise, die Instrumentierung vom Feinsten – im Vergleich zu unserem Twin-Astir einfach 2 Generationen moderner. Am Funk höre noch ich, dass Fritz Janach mit Horst Schöffmann im Twin-Astir startet und nach 1:40 breche ich den Flug bei besten Bedingungen ab, damit Schorschi auch noch fliegen kann.

Sepp Leisser gewinnt heute die Stockerauer Tageswertung mit 4:24 vor Herbert Liess mit genau 4 Stunden. Fritz und Horst fliegen 2:22. Horst ist begeistert und beginnt, die wahre Fliegerei zu erkennen.

Ein kleiner Rangierschaden an einem Einsitzer-Astir wird zurzeit vom Reparaturbetrieb Schlögel ausgebessert und der Flieger sollte in 2-3 Tagen wieder einsatzbereit sein.

Samstag, 11.6.
Der Tag entwickelt sich besser als vorhergesagt und wir starten kurz nach 10:00 – so früh wie noch nie am heurigen Segelfluglager. Genauso früh kommt aber auch das Ende um ca. 14:00 in Form von großflächigen Abschattungen. Zumindest gelingen uns die ersten Flüge für die Streckenflugwertung: Fritz Janach schafft 142km und mir gelingen 140km – ein beinharter Kampf auf niedrigem Niveau.

Lepp Leisser schafft wieder über 3 Stunden und Erich Cozowicz 1½ Stunden im Segelflugzeug. Günter Mayer und Franz Neubauer erreichen im Twin-Astir mit 2 Anläufen ebenfalls 1½ Stunden.
In Stockerau wäre heute sicher das bessere Streckenflugwetter gewesen.
Der Schaden am Astir ist bereits repariert und der Flieger wird morgen wieder nach Timmersdorf transportiert.

Pfingstsonntag, 12.6.
Den ganzen Tag verhindern tiefe Regenwolken jede Hoffnung auf Segelflugbetrieb.
Wir holen unseren reparierten Astir zurück nach Timmersdorf und besuchen am Nachmittag wieder die Hiaslegg-Hütte – ja, die mit den Tauchern vom grünen See.


Pfingstmontag, 13.6.
Das Wetter ist wie vorhergesagt: Am Morgen geschlossene Bewölkung und ab 14:00 Regenschauer. Das kurze Wetterfenster dazwischen nutzen Fritz Janach und Franz Neubauer für 2 Flüge mit dem Twin-Astir und insgesamt 2 Stunden Flugzeit. Sonst keine Flugbewegungen.
Am Nachmittag besuchen wir die Lanner Huabm bei Niklasdorf – noch eine Hütte, die uns in den letzten Jahren entgangen ist.

Sepp kämpft immer noch heldenhaft gegen die Feuchtigkeit im Zelt.

Dienstag, 14.6.
Trotz bescheidener Wetterprognose rüsten wir den reparierten Astir wieder auf. Erich und ich machen damit 2 kurze Flüge ohne nennenswerte Thermik zu finden - morgen soll's eh wieder besser werden.

Gegen Mittag fällt die berüchtigte Rußbacher Rockerbande (Toni Pfeifer und Hans Habacht) am Campingplatz ein.
Als bekennende Avgas-Brüder dürfen sie im Lee der Tankstelle ihre Zelte aufschlagen.
Es ist leider zu befürchten, dass in Stockerau langsam die Wochentags-Betriebsleiter ausgehen.

Kullinarisch versuchen wir uns diesmal als Selbstversorger, wobei Günter und Franz die unangefochtenen Chefs am Kugelgrill sind - natürlich im Regen.

Sepp Leisser verlässt nach fast 2 Wochen sein Zelt für einen Tag Heimaturlaub.

Mittwoch, 15.6.
Brauchbare Thermik, aber mir ist die Basis mit 2200m zum Wegfliegen etwas zu niedrig. Fritz Janach schafft 258km und 7:14. Mir gelingen in 4 Stunden bescheidene 110km. Franz Neubauer und Herbert Liess fliegen mit den Astiren jeweils 3 Stunden, Sepp Leisser mit seiner SZD-55 2 Stunden. Günter Mayer zeigt Hans Habacht und Toni Pfeifer im Twin-Astir jeweils rund 2 Stunden das Segelfliegen in den Bergen.
Martin Strimitzer besucht uns mit der Husky aus Niederöblarn.


Donnerstag, 16.6.
Am Morgen viel Restfeuchte, die sich jedoch bald auflöst und dann ist die Thermikentwicklung ähnlich wie gestern. Fritz startet wie immer sehr früh und schafft 160km. Alle anderen bleiben im Platzbereich, weil schon ab 12:00 die ersten Schauer in der Umgebung niedergehen. Günter zeigt den neu hinzugekommenen Ex-Segelflugschülern Martin Kalch und Martin Zauner das richtige Segelfliegen. Nach rund 3 Stunden landen wir im Regen, der sich später zu einem ordentlichen Gewitter entwickelt.Herbert Liess und Sepp Leisser schaffen über 3 Stunden und ich fliege nach einem Gästeflug mit der KUB noch 2½ Stunden im Segelflugzeug.
Erich Cozowicz ist wieder unser Schlepppilot.

Michi Laimer besucht uns nach der gestern bestandenen Matura - herzliche Gratulation.
Die Rockerbande verlässt das Areal ohne bleibende Flurschäden oder eine verstörte Ortsbevölkerung zu hinterlassen.
Sepps Zelt ist auch nach dem Gewitter noch dicht.

Freitag, 17.6.
Tiefe Wolken, Regenschauer – nix zum Segelfliegen.
Das gestrige Gewitter hat den Flugplatz-Server gekillt und damit auch unseren schnellen Internet-Zugang über das Flugplatz-WLAN.
Horst kauft das Notwendigste zum Überleben ein (Mineralwasser und Tschick).
Sepp und ich pflegen unsere Segelflugzeuge nach dem gestrigen Abrüsten im Regen.
Unser weiterer Zeitvertreib: Shoppen (alles, was wir schon bisher nicht gebraucht haben), an den Wohnmobilen herumbasteln, Sepp steigt in Rekordzeit alleine zur Weiglmoar-Alm auf und wir besuchen die Hirn-Alm (mit dem Auto).
Erich feiert nach dem Studium seiner Flugbücher die 1000ste Flugstunde und erzählt es begeistert auch denen, die es gar nicht wissen wollen.

Das WLAN funktioniert dank der Bemühungen der Timmersdorfer IT-Mannschaft wieder und Sepps Zelt hat auch die heutigen Regenschauer ohne Wassereinbrüche überstanden.

Samstag, 18.6.
Keine Wetterbesserung – geschlossene Stratocumulus-Bewölkung und immer wieder Regenschauer.
In den trockenen Phasen verbessern wir unsere Anhänger und bauen endlich brauchbare Ruderfixierungen für unsere im Freien abgestellten Segelflugzeuge.
Franz Bachmayer verstärkt uns für die letzte Woche des Segelfluglagers.
Am Abend kommt pünktlich der vorhergesagte Dauerregen.


Sonntag, 19.6.
Am Morgen kalt (8°C), nass, tiefe Wolken und Neuschnee auf den Bergen – 2 Tage vor Sommerbeginn!

Werner Casett verstärkt unsere Fluglager-Mannschaft ebenfalls für die letzte Woche.
In dem kurzen Wetterfenster vor dem nächsten Gewitter fliege ich im Twin-Astir noch einen Schulflug mit Alex und ein Gästeflug. Die Flüge sind zwar ziemlich turbulent, aber ich finde sogar relativ gute Steigwerte bis 5 m/s. Kundige Timmersdorfer vermuten als Ursache für die Thermik, dass ein Bauer wahrscheinlich die Stalltür offen gelassen hat - wie auch immer, zu riechen war zumindest nix.

Schorschis Vorzelt mutiert langsam zum Getränke-Großlager - man beachte bitte die 3 Mineralwasser-Flaschen, die am Foto leider etwas verdeckt sind.
Sepp ist wirklich ausdauernd und denkt trotz der Kälte und dem nächtlichen Dauerregen immer noch nicht daran, das Zelten aufgeben.

Montag, 20.6.
Der satte Sound von 8 Vierblatt-Propellern und 36.000 PS reißt uns aus der Frühstückslethargie – 2 Bundesheer-Hercules fliegen in enger Formation und in Platzrundenhöhe direkt über uns Richtung Zeltweg. Kurz danach und nicht weniger beeindruckend eine Formation aus vier Saab 105 – klar, die Airpower steht vor der Tür.
Dem Auftritt von Cpt. Tschända in der DND fehlt dagegen doch etwas die Nachhaltigkeit. Nach jahrelangen Androhungen betritt er diesmal wirklich den Timmerdorfer Rasen für das morgige Sonnwendfliegen. Wie schon Neil Armstrong nach der Mondlandung sagte: Ein Riesenschritt für ihn, aber völlig unbedeutend für den Rest der Menschheit – oder so ähnlich.
Marion Zsak und Franziska Schneider versuchen’s mit der DYU ebenfalls, müssen aber wetterbedingt wieder nach Stockerau zurückkehren. Da hilft auch die Mission Control mit Cozo als herzinfarktgefährdeten Flight Director samt angewachsenem iPad und Handgurke nix. Unser Erich ist daraufhin nicht mehr zu halten und holt sie heldenhaft mit der vom Janda-Trip kaum ausgekühlten DND doch noch nach Timmersdorf.
Horst Schöffmann reist vorzeitig ab und demonstriert vorher noch seinen funkferngesteuerten selbstfahrenden Wohnwagen – wir und die Timmersdorfer Modellflieger versinken in Ehrfurcht.

Nachdem uns einer der mittlerweile österreichweit berühmten Zeltweg-Störche zeigt, wie die wahren Könner selbst bei schwächster Thermik segelfliegen, starten wir ebenfalls. Franz Bachmayer schafft trotz großflächiger Abschattungen immerhin über 2 Stunden und Sepp Leisser gut eine Stunde. Ich mache mit Werner Casett im Twin-Astir zwei Schulstarts und er erreicht mit wenig Hilfe von mir insgesamt 1½ Segelflugstunden. Der arme Storch muss unsere patscherten Versuche, die Thermik zu zentrieren, hoffentlich nicht mitansehen. Der Höhepunkt des Tages ist aber der zweite Flug der 105er-Formation, die diesmal zusätzlich von 4 Stockerauer Flugzeugen flankiert wird: Franz im Einsitzer und wir im Doppelsitzer sind auf beiden Seiten etwas oberhalb und der Schleppzug mit Günter in der KUB und Sepp im Segelflugzeug auf gleicher Höhe - alle Abstände deutlich unter 1 km.


Dienstag, 21.6. - Sommerbeginn
Pünktlich um 04:00 lokal finden sich 10 Stockerauer und 5 Timmerdorfer Frühaufsteher zum Sonnwendfliegen am Flugplatz ein. Unsere erste Idee von einem Segelflugzeugschlepp haben wir schon gestern wegen der zu erwartenden nassen Graspiste und der vorhergesagten Bildung von Nebel oder Hochnebelfelder verworfen. Bleibt also nur mehr Plan „B“: Kein Segelflugzeug, dafür mit der KUB vollgetankt und vollbesetzt zu starten.
Aber auch damit wird’s nix, weil bei uns im ersten Morgengrauen einfach zu viele Alarmglocken läuten: Der Himmel über dem Platz selbst ist zwar wolkenfrei, aber schon am Schoberpass und über St. Michael hängen tiefe Wolken. Ein Spread von 1-2 Grad in den METARs der umliegenden Flughäfen Graz, Klagenfurt, Salzburg und Linz beruhigt ebenso wenig wie die Windstille und das regennasse Gras. Peter Janda in der DND und die Timmersdorfer entscheiden sich ebenfalls fürs Nichtfliegen in der ersten Dämmerung und wir verkriechen uns wieder in die Wohnmobile, Zelte und Quartiere.
Gut 30 Minuten nach BCMT und bei bereits weitgehender Tageshelligkeit fliegen die Timmersdorfer doch noch mit zwei Flugzeugen weg („Alternate Mali Losinj“) und landen nach einer Stunde wieder sicher am noch immer offenen Platz.
Letztendlich bleiben nur ein paar Stimmungsfotos im Morgengrauen und die Erkenntnis, dass es doch gegangen wäre, was aber allemal besser ist, als im Flug erkennen zu müssen, dass es doch nicht geht.

Peter Janda fliegt noch am Vormittag mit Marion und Franziska nach Stockerau zurück und Schorschi fährt mit dem Wohnmobil nach 3 Wochen in Timmersdorf heim.
Zumindest meine Segelfliegerei ist heute von Fehlentscheidungen geprägt: Zuerst starte ich zu früh, finde noch keine verwertbare Thermik und muss nach nur 30 Minuten wieder am Flugplatz landen. Sepp Leisser geht’s nicht besser – er startet und landet unmittelbar nach mir. Franz Neubauer wartet bis wir gelandet sind und schafft dann immerhin fast eine Stunde. Kurz danach starten Herbert Liess und Werner Casett im Twin-Astir zu einem 2-Stunden-Flug und Franz Bachmayer kommt ebenfalls problemlos weg. 2 Stunden nach dem ersten Start bin ich wieder in der Luft, steige hinter dem Gößeck bis zur Basis in 2700m und dann geht’s unter den Wolken im Geradeausflug Richtung Trieben. Bis zum Admonter Reichenstein verliere ich rund 800 Höhenmeter und weil es im Ennstal nicht sehr einladend ausschaut kehre ich um. Nach ein paar Kreisen bin ich wieder an der Basis und fliege ohne einen weiteren Kreis und ohne zu Sinken mit bis zu 190 km/h zum Gößeck zurück. Richtung Osten versperrt mir ein Regenschauer den Weg, an der Gleinalm geht auch nix mehr und nach 1:20 lande ich wieder in Timmersdorf. Die Auswertung ergibt bescheidene 112 km, aber immerhin mit 90 km/h meine bisher höchste Schnittgeschwindigkeit. Franz Bachmayer macht’s besser und probiert’s gleich gar nicht nach Osten, sondern fliegt die Strecke Gößeck-Trieben ein paar Mal auf und ab. Unterm Strich kommen so 196 km in 3:35 raus, was in der österreichweiten Streckenflugwertung heute den 1. Platz ergibt – herzliche Gratulation. Sepp Leisser schafft beim 2. Start über eine Stunde und Erich Cozowicz nachdem er uns alle geschleppt hat auch noch eine halbe Stunde im Segelflugzeug.


Mittwoch, 22.6.
In der Früh Nebel, am Vormittag strahlend blau und erst kurz vor Mittag sind die ersten kurzlebigen, pulsierenden Bummerl zu sehen. Thermisch ist der Tag schwer durchschaubar – es geht überall ein bisserl, aber nirgends wirklich gut. Die Bärte sind kaum zu zentrieren, kurzlebig und vom Südwind mit bis zu 30 km/h ziemlich zerrissen. Immer wieder muss ich zu den Eichhörnchen und hole mir von Mücken und anderen Insekten stark verschmutzte Tragflächen. Mühsam gelingen mir 5 Stunden, aber zum Wegfliegen sind das nicht meine Bedingungen und ich erreiche nur knapp 100km. Den anderen geht‘s auch nicht besser - Franz Bachmayer schafft fast 4 Stunden und Günter Mayer beim zweiten Anlauf 3½ Stunden und ebenfalls knapp 100km (über seinen ersten Start hüllen wir den Mantel des Schweigens). Herbert Liess und Werner Casett fliegen wieder im Twin-Astir fast 2 Stunden und überlassen den Flieger Franz Neubauer für einen nicht nennenswerten Flug. Die 2 Starts von Sepp sind in die gleiche Kategorie einzureihen.
Erich Cozowicz ist heute wieder unser Schlepppilot und testet am späteren Nachmittag noch die DG-1001 der Timmerdorfer. Seine Begeisterung nach fast 2 Stunden lässt Hoffnung aufkommen, dass wir ihn vielleicht doch noch von den Blechflugzeugen entwöhnen können.
Thomas Zimmermann und Hans Habacht besuchen uns mit der DTA.
Am Campingplatz fehlt uns nach der Abreise von Schorschi infrastrukturmäßig das Basislager. Es ist zu befürchten, dass der hinterlassene Flurschaden am Campingplatz noch länger sichtbar sein wird.


Donnerstag, 23.6. - Fronleichnam
Um 6:00 ist es strahlend blau, zum Frühstück bereits bedeckt und kurz danach beginnt der Regen - wir fahren (wieder einmal) zur Militärluftfahrt-Ausstellung in Zeltweg, wo es auch beim 3. oder 4. Besuch noch viel Neues zu entdecken gibt.

Besonders der neu hinzugekommene entblößte Draken ist absolut sehenswert und zeigt deutlich, wie komplex die 60er-Jahre-Technik wirklich war.

Erich hat im Draken-Cockpit einen schweren Rückfall zur Blechfliegerei, was aber angesichts des mächtigen Laut-Leise-Hebels nachvollziehbar ist.

Der Müllsack am Campingplatz wächst umgekehrt propotional zu den Steigwerten in der Wetterprognose.

Am Nachmittag fahren wir zum obligatorischen Essen im Steirereck am Pogusch. Die Timmersdorfer sperren kurzerhand den Platz zu und fahren ebenfalls mit.

Freitag, 24.6.
Kein Kommentar zum Wetter - unsere einzigen Flugbewegungen sind Modellhubschrauberflüge im Clubgebäude der Timmersdorfer.
Wir besuchen wieder einmal die Hirn-Alm, wo sich Sepp nützlich machen und ungefähr 10 Festmeter bestes steirisches Holz ofengerecht hacken will. Leider muss er bald feststellen, dass die Qualität des zu hackenden Holzes die des Hackenstieles deutlich übertrifft.
Günter demonstriert uns das traditionelle und seit Generationen überlieferte Fliegen-Roulette (Link).

Und weil wir schon bei den Traditionen sind, will uns der Timmersdorfer Betriebsleiter morgen die obersteirische Spezialität „Fedelkoch“ kredenzen – wir ahnen Schlimmes.
Sepp hat die letzte Nacht im Zelt vor sich.

Samstag, 25.6.
Stark bewölkt, zeitweise leichter Regen und windig – kein Wetter zum Segelfliegen.
Da die Prognose für morgen auch nicht besser ist, beschließen wir noch am Vormittag, unsere Flugzeuge abzurüsten.

Wolfgang, unser Betriebsleiter, hat seine Drohung wahrgemacht und tatsächlich den „Fedelkoch“ zubereitet.

Um nicht die Gastfreundschaft der Timmersdorfer zu gefährden: Es schmeckt in etwa so wie es aussieht und für alle, die es genauer wissen wollen ist hier das Rezept für die eigene Versuche (Link).
Günter Mayer, Franz Bachmayer und Werner Casett überstellen die Vereinssegelflugzeuge nach Stockerau.
Erich Cozowicz fliegt die KUB mit Timmersdorfer Geleitschutz sicher nach Stockerau.

Sepp Leisser und Franz Neubauer reisen ebenfalls ab.
Am Abend rechne ich noch mit dem Kassier der Timmersdorfer das Fluglager ab und werde erst morgen Früh gemütlich nach Hause fahren.
Sepp hat tatsächlich über 3 Wochen im Zelt ausgehalten und wird es wahrscheinlich schon wieder im Garten zum Schlafen aufgebaut haben.

Sonntag, 26.6.
Das Wetter ist unverändert und ich fahre als letzer auch nach hause.
Ende der täglichen Berichterstattung.

Resümee
Obwohl wir heuer aufgrund der späten Feiertage fast ein Monat später als sonst sind, haben wir auch diesmal das Wetter nicht auf unserer Seite gehabt. Es war zwar nicht ganz so schlecht wie im Vorjahr, aber die Wetterlagen für große Streckenflüge sind auch heuer ausgeblieben.
Wir haben auch schon schlechtere Fluglager gehabt, aber von den wirklich guten wie 2008 sind wir trotzdem recht weit entfernt und ich kann mich kaum mehr daran erinnern, dass ich schon über 400km bis Zell/See und zurück geflogen bin.
Aber jetzt ist Schluss mit dem Gesudere – als Segelflieger leben wir nun mal von der Wechselhaftigkeit des Wetters und es hat uns schon viele schöne Flüge beschert. Die Saison ist noch lange nicht vorbei und das Flachlandfliegen in Stockerau hat ja auch seine Reize.
Die Beteiligung und Stimmung waren wirklich sehr gut und wir sind zu keinem Zeitpunkt weniger als 6 Teilnehmer gewesen. Ganz besonders möchte ich mich an dieser Stelle aber bei denjenigen bedanken, die praktisch durchgehend in Timmersdorf waren und ohne die ein Fluglager in dieser Form nicht möglich wäre: Erich Cozowicz, Sepp Leisser, Günter Mayer und Franz Neubauer.
Der kleine Rangierschaden an der Astir-Fläche war nach nur einem Ausfalltag repariert, aber die Fox hat nach dem Haubenschaden kurz vor dem Beginn des Fluglagers doch sehr gefehlt.

Gesamtbilanz
128 Flüge, 128:46 Flugstunden, 1272 km für die Streckenflugwertung.
20 Teilnehmer, 225 Nächtigungen, ca. 200 Essen bei der lokalen Gastronomie.

Vereinsflugzeuge
OE-KUB Robin DR400/180R........66 Starts.....17:46
OE-5578 Grob Twin-Astir.............21 Starts.....22:31
OE-5226 Grob Jeans Astir.............8 Starts.......9:39
OE-5382 Grob Club-Astir II............7 Starts.....21:50

Privatflugzeuge
D-1387 LS4 (Reithofer)...................8 Starts.....21:29
OE-5712 SZD-55 (Leisser)............12 Starts.....17:07
OE-5658 DG-100 (Janach).............3 Starts.....13:35
OE-5730 DG-1001 (Timmersdorf)...3 Starts......4:49

Piloten (nur Segelflüge)
Josef Reithofer.............................17 Starts....28:25......361 km
Fritz Janach........................ ...........6 Starts....18:06......400 km
Josef Leisser................................12 Starts....17:07
Herbert Liess..................................6 Starts....15:09
Günter Mayer...............................10 Starts....13:44
Franz Bachmayer...........................3 Starts......9:43......196 km
Franz Neubauer.............................9 Starts... ..8:53
Ferdinand Höllerer.........................1 Start........6:06......315 km
Werner Casett................................5 Starts......5:24
Erich Cozowicz................................5 Starts......4:32
Horst Schöffmann...........................1 Start........2:22
Martin Zauner.................................1 Start........2:00
Hans Habacht.................................1 Start........1:56
Anton Pfeifer...................................1 Start.......1:40
Georg Pohl.....................................1 Start........1:29
Martin Kalch...................................2 Starts.......1:19
Alexander Schneider......................1 Start........0:23
Michael Laimer...............................nicht geflogen
Herbert Duschek............................nicht geflogen
Martin Strimitzer.............................nicht geflogen


Link: Flugplatz Timmersdorf

Link: Webcam Timmersdorf

Link: Unsere Streckenflüge



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» von Josef Reithofer