Montag - Mai - 19.05.2008 - 07:29 Uhr
» Segelfluglager 2008 in Timmersdorf
Wie schon in den letzten 4 Jahren ist unsere Segelflug-Sektion auch heuer wieder für drei Wochen nach Timmersdorf übersiedelt.

Rechtzeitig vor dem Fluglager ist auch noch die Generalüberholung unserer KUB fertig geworden.
Hier einige Fotos von unserem Schmuckstück (damit ist natürlich nicht der Rudi Frenslich gemeint):


Als Ausgleich für die letzten 2 Jahre, wo das Wetter nur für recht bescheidene Streckenflüge brauchbar war, empfängt uns Timmersdorf diesmal mit perfekten Thermikbedingungen. Ferdinand Höllerer ist einen Tag vor uns angereist und hat mit einem 513km-Flug gezeigt, was uns für die nächsten Tage erwarten sollte.

Am Samstag, den 10.5. geht’s nach dem Aufbauen der Flugzeuge gleich richtig los, obwohl wir uns eigentlich erst einmal gemütlich einfliegen wollen: Ferdi Höllerer 470 km, Rudi Frenslich rund 400 km, Josef Reithofer 300 km, Fritz Janach mit Roman Gschwandtner im Twin-Astir 210 km, Franz Bachmayer 180 km und Günter Mayer 130 km.

Der Sonntag ist für mich eher schwer durchschaubar, reicht aber für 4 Stunden, Fritz Janach mit Schorschi Pohl im Twin-Astir und Ferdinand Höllerer fliegen jeweils 370 km.


Am Montag fliege ich mit Rudi Frenslich und Ferdi Höllerer in loser Formation nach Radstadt, was mit 425 km mein bisher längster Flug wird. Ferdi und Rudi fliegt noch weiter nach Westen und erreicht 470 km. Fritz Janach und Günter Mayer starten im Twin-Astir zu früh, finden das Ennstal eine Stunde vor uns nur blau vor und drehen hinter Niederöblarn wieder um (290 km). Franz Bachmayer fliegt 174 km. Der Verkehr ist enorm, fast ständig sind wir von anderen Segelflugzeugen umgeben und auch in der Streckenflugwertung sieht man, was an diesem Feiertag tatsächlich los war: mit meinen 425 km bin ich österreichweit nur 155. in der Tageswertung.

Während Fritz, Rudi, Ferdi und Franz am Dienstag wieder in ihre Arbeit müssen, fliegen Günter Mayer und ich bei etwas windgestörter Thermik und deutlich weniger Verkehr jeweils 270 km. Karl Müller und Gitti Gibisch kommen mit dem Twin-Astir nach einer kurzen Zwischenlandung in Trieben wieder sicher nach Timmersdorf zurück.

Am Mittwoch schaffe ich endlich mein langjähriges Ziel, von Timmersdorf bis nach Zell/See und wieder zurück zu fliegen: Nach sehr frühem Abflug um 10:30 parke ich mich für die nächsten 30 Minuten in einem Nullschieber über einer Alm querab vom Flugplatz ein. Nach der kurzen Talquerung schleudert mich der s.g. „Schlagbart“ hinter dem Gößeck mit 4 m/s bis auf 2600 mNN. In der jetzt immer besser werdenden Thermik fliege ich die Eisenerzer Alpen entlang bis Trieben, quere das Paltental in die Niederen Tauern und bin genau um 12:00 in Niederöblarn, wo ich mich über Funk bei Karl Müller melde, der wieder in LOGO als Betriebsleiter im Dienst ist. Über den Roßbrand wechsle ich auf die Nordseite und fliege weiter nach Westen. Die Thermik ist jetzt voll entwickelt und das Fliegen ist einfach traumhaft: jeder Grat geht mit 3-4 m/s bis zur Basis, die bereits deutlich über 3000 mNN ist und noch weiter steigt. Um 13:00 blicke ich aus 3200m auf den Flugplatz Zell/See runter und beginne den Rückweg, um noch rechtzeitig vor den prognostizierten Überentwicklungen und dem Nachlassen der Thermik ab ca. 16:00 wieder zurück zu sein. Das Ennstal geht genau so gut wie am Hinweg, über Schladming quer ich auf die Tauernseite, melde mich wieder bei Karl Müller und weiter geht’s nach Trieben. Am Schoberpass umfliege ich die ersten Schauer und versuche, noch nach Osten Richtung Semmering voranzukommen. Wegen der immer schlechter werdenden Thermik und sinkender Basis wende ich aber ein paar km hinter Kapfenberg und fliege heim nach Timmersdorf. Abrüsten des Flugzeuges in leichten Regenschauern und die Auswertung der Loggerdaten ergibt 434 km. Günter Mayer fliegt mit Schorschi im Twin-Astir 170 km.


Meine persönliche Bilanz für die ersten 5 Tagen: 5 Flüge, 28 Stunden und 1582 km. Damit ist dieses Segelfluglager schon jetzt mein bestes überhaupt.

Am Donnerstag beenden Überentwicklungen und Schauer diese unglaubliche Streckenflugwoche, wie sie auch die einheimischen Piloten seit Jahrzehnten nicht mehr kennen. Für einige Kunstflüge mit der Fox und Gästeflüge mit dem Twin-Astir reicht das Wetter dann doch noch.

Der Freitag ist der erste flugfreie Tag, den wir für die Wartung unserer Flugzeuge nutzen: Die schon vor vielen Jahren von Franz Havlicek durchstoßene Haube des Club-Astirs werden wir dank Erich Cozowicz nach dieser Saison wohl endgültig tauschen und der zweite Astir bekommt einen neuen Reifen. Wie die Timmersdorfer Remorqeur zu einem neuen Schleppseil gekommen ist, wollen wir an dieser Stelle nicht näher erörtern.

Am Samstag sorgt der starke Südwind für sehr turbulente F-Schlepps und nach meinem Fox-Start und einem Twin-Flug von Fritz Janach und Schorschi Pohl beenden wir aus Sicherheitsgründen den Flugbetrieb. Die Timmersdorfer Segelflieger sind schlauer und haben gleich gar nicht ausgeräumt. Immerhin haben wir dann auch noch den Twin-Hänger saniert.

Der Tag des Herren ist durch tiefe Basis und Regenschauer geprägt. Zweiter Tag ohne Flugbetrieb, wir besichtigen den grünen See bei Tragöß und genießen die vorzügliche Kost im Steirereck am Pogusch (über die Rechenkünste des Kellners sehen wir großzügig hinweg). Endlich Zeit für einen ersten Zwischenbericht auf unserer Homepage.


Am Montag wird das Wetter noch schlechter: Tiefer Stratocumulus, ab Mittag Regen, keine Flugbewegung. Günter Mayer, Franz Neubauer und ich besuchen Karl Müller in Niederöblarn und besichtigen die Außenlandeplätze im Ennstal (natürlich per Auto). Für die nächsten Tage ist keine wesentliche Besserung in Sicht, aber nach der fantastischen ersten Woche sind wir noch ziemlich relaxed.

Dienstag - Eine Steigerung ist immer möglich, die Bilder aus "Little Stockerau" sagen mehr als tausend Worte:


Mittwoch, endlich wieder Flugbetrieb. Zwar nur 2 Kunstflüge mit der Fox und ein Start von Franz Havlicek mit seinem Spatzen, aber man wird ja bescheiden. Immerhin haben die Regenschauer den Flugplatz nicht mehr erreicht. Thermisch war sowieso nix zu holen. In den nächsten Tagen soll es wieder etwas besser werden, aber so eine Phase, wie in der ersten Woche, ist leider nicht in Sicht.


Donnerstag, Fronleichnam - leider kein guter Tag: 3 Kunstflüge mit der Fox, 2 Schulflüge mit dem Twin-Astir. Thomas Fälbl besucht uns mit der letzten verbleibenden Katana. Trotz dichter Bewölkung ist sogar Thermik vorhanden, so dass die 2 Twin-Flüge über insgesamt 4 Stunden gehen.
Die letzte Landung verläuft leider äußerst unglücklich: Die Landung selbst ist zwar recht heftig vom Typ "prägnante Männerlandung", aber noch im Rahmen dessen, was in der Schulung gelegentlich vorkommt. Der Aufsetzpunkt ist leider äußerst präzise genau an der vorderen Kante der Betonschwelle.
Erste Schadensbilanz: Felge gebrochen, Einziehfahrwerk verbogen, schlimme Risse auf der Rumpfunterseite, mit gröberen Schäden an der darunterliegenden Struktur muss leider auch gerechnet werden. Für den Rest des Fluglagers fällt unser einziger Doppelsitzer sicher aus, vermutlich noch deutlich länger. Die Fox ist als äußerst trudelfreudige Kunstflugmaschine für Schulflüge mit Anfängern in Hangnähe leider gänzlich ungeeignet. Die allgemeine Stimmung ist entsprechend gedämpft. Das Foto vom Schorschi ist noch vor der unglücklichen Landung.


Freitag: Immer wieder leichte Regenschauer, keine einzige Flugbewegung in LOGT, ab morgen soll's wieder besser werden.
Unser beschädigter Twin-Astir ist bereits bei Fa. Schlögel zur Reparatur.

Samstag: Wetter und Stimmung werden wieder besser. Bis zu den Regenschauern am frühen Nachmittag gehen sich immerhin kurze Thermikflüge bis knapp über 1 Stunde aus.

Sonntag: Das Wetter ist ähnlich wie gestern. Am Vormittag ein paar Kunstflüge, um die Mittagszeit kurze Thermikflüge und nach dem Abzug der Regenschauer wieder Kunstflüge. Die Wetterprognose für die letzte Fluglagerwoche schaut wieder etwas freundlicher aus. Mal sehen, wie weit sich Föhn und Gewitterbereitschaft störend auswirken.

Montag: Föhn und Gewitter bleiben zum Glück aus, leider auch die Thermik - perfektes Kunstflugwetter. Bis zum späteren Nachmittag bleiben unsere Fox-Flüge auch die einzigen Flugbewegungen in LOGT, dann versuchen Rainer Gottfried und Gerhard Sobotka in den Einsitzer-Astiren ihr Glück. Entgegen allen Erwartungen findet Rainer die wahrscheinlich einzige Thermikquelle in der ganzen Steiermark und schafft es immerhin, sich ohne nennenswerten Strecken- und Höhengewinn für eineinhalb Stunden in der Luft zu halten.
Zu unserem Twin-Astir gibt's nach der ersten Besichtigung in der Werkstatt von Andreas Schlögel auch schon die ersten positiven Meldungen: Der Schaden ist auf jeden Fall reparabel und falls die notwendigen Ersatzteile lieferbar sind, könnte der Flieger vielleicht bis zum Flugplatzfest wieder fliegen.


Dienstag: Warmluft in allen Höhen - plus 11° in 2700m, wo vor einigen Tagen noch Temperaturen unter dem Gefrierpunkt für kalte Füße gesorgt haben. Südföhn mit 30-40 km/h im Kammniveau, darunter recht turbulent, selektive F-Schlepps. Die windzerrissene Blauthermik ist schwer durchschaubar. Auf 4 km verliere ich 600 Höhenmeter, das Vario zeigt Sinken bis zu 14 m/s (für unsere Motorflieger 2800 ft/min). Meine Gleitzahl ist dabei schlechter als eine Cessna mit Motorausfall. Wie es Franz Havlicek bei diesen Bedingungen vom Altlichtenwarter Fluglager in Aigen nach Timmersdorf und wieder zurück schafft, ist mir ein Rätsel (ihm selbst wahrscheinlich auch).
Unsere K8, die wir nach dem Twin-Ausfall doch wieder nach Timmersdorf transportiert haben, bleibt sicherheitshalber am Boden. Das Kunstfliegen ist in der turbulenten Luft auch nicht so richtig lustig. Gerhard Lahmer vergönnt seiner Monika einen Flug im RedBull-Gyrocopter.
Am Abend beschlagnahmt Schorschi das Timmersdorfer Grill-Equipment. Die Fotos vom anschließenden Gelage sind nicht für die Öffentlichkeit geeignet.
Morgen soll der Föhn noch stärker werden.


Mittwoch: Heiß und starke Sichttrübung durch den Sahara-Staub, ab Mittag greift der Föhn noch stärker als zuletzt durch. Trotzdem reicht's am Vormittag für 2 Abgleiter und 2 Kunstflüge, was wir aber dann wegen der relativ starken Turbulenzen in allen Höhen bleiben lassen. Franz Bachmayer schafft mit der K8 mehr als 1 Stunde in der stumpfen Luftmasse.


Donnerstag: 6 Kunstflüge und 3 Flüge mit der K8. Der Wüstenstaub in der Atmosphäre ist noch dichter geworden, so dass die Sichtweite kaum 10 km beträgt. In der schwachen Thermik ist unsere K8 das ideale Gerät und Gerhard Sobotka schafft immerhin 1:38. Die einheimischen Piloten und die restlichen Gäste sind gar nicht geflogen, damit war der Luftraum fest in Stockerauer Hand.
Am Abend wird die K8 zerlegt und von Günter Mayer als erstes Flugzeug wieder heim nach Stockerau transportiert. Für das letzte Wochenende besteht unsere Vereinsflotte nur mehr aus den 2 Einsitzer-Astiren und der Schleppmaschine. Zusatzlich sind natürlich noch die Fox, sowie die Privatflugzeuge von Rudi Frenslich, Herbert Kaschowitz und mir in Timmersdorf.

Freitag: Ein eigenartiger Tag - zuerst blau, dann fast vollständige Abschattungen, zwischendurch Cumulus, später Blauthermik, die Sicht ist wieder etwas besser, der Wind leider immer noch störend mit 30km/h und am Abend ein eindrucksvolles Gewitter mit leichtem Hagel. Immerhin sind alle anwesenden Segelflieger in der Luft gewesen mit Flugzeiten bis knapp über 2 Stunden.
Erich Cozowicz wird von Zsak-Airlines mit der für's Segelfluglager eher unpassenden YU eingeflogen.
Morgen könnte zum Abschluss des Fluglagers noch ein thermisch ganz brauchbarer Tag werden.

Samstag: Ein Segelflugtag wie im Bilderbuch - 1/8 Cu-Bewölkung, Basis über 3000 m, kein Wind. Der Verkehr ist dementsprechend dicht: Segelflieger, Drachenflieger und Paragleiter überall - alles was flugfähig ist, scheint in der Luft zu sein.
Mir gelingen 7 stresslose Flugstunden und 333 km. Günter Mayer fliegt 275 km und Franz Bachmayer 139 km. Rudi Frenslich rückt wie üblich seine Logger-Files nicht raus, wird aber auch im Bereich von 300-400 km geflogen sein. Herbert Kaschowitz verschüttet den Schnaps aus seinem Kompass im Cockpit und hat nach der Landung eine Alk-Fahne wie ein Besoffener.
Insgesamt fliegen wir an diesem Tag 26 Segelflugstunden.
Morgen ist leider schon der letzte Tag des heurigen Segelfluglagers.

Sonntag - Heimreisetag: Erich Cozowicz fliegt bereits am Morgen die KUB heim nach Stockerau und wir bauen die Vereinsflugzeuge und die Fox ab. Die meisten fahren bereits am Vormittag heim, nur Herbert Kaschowitz fliegt mit seiner SF 27 noch 2 Stunden. Ich mache mit dem Timmersdorfer Kassier die Abrechnung und helfe dann Herbert beim Abrüsten.
Auf der Heimfahrt mächtige CB's, Regen und leichter Hagel. Gut, dass unsere Flieger in den sicheren Anhängern verstaut sind. Dass wir die K8 im offenen Hänger bereits vor einigen Tagen heimtransportiert haben, war auch nicht die schlechteste Entscheidung.

Fazit
Vom Wetter und den Flugleistungen das beste Segelfluglager der letzten Jahre. Alle Piloten sind wieder gesund heimgefahren. Der doch relativ stark beschädigte Twin-Astir und die gebrochene Haube vom Club-Astir trüben leider das sonst durchwegs positive Bild. Ohne den Twin-Schaden wären sicher noch 15-20 Flugstunden mehr dazugekommen.

Gesamtbilanz
238 Flüge, 234:34 Flugstunden, 5667 km für die Streckenflugwertung.
20 Teilnehmer, 217 Nächtigungen, ca. 200 Essen bei der lokalen Gastronomie.


Und für die Zahlenfetischisten (die Formatierung wird mit unserem Newssystem leider nicht besser):

Vereinsflugzeuge
OE-KUB Robin DR400/180R......117 Starts.....30:24
OE-5578 Grob Twin-Astir.............11 Starts.....27:55
OE-5226 Grob Jeans Astir...........16 Starts.....28:33
OE-5382 Grob Club-Astir II...........17 Starts.....29:31
OE-0731 K8....................................4 Starts......3:22

Privatflugzeuge
OE-5666 Fox (Spinning Hawks)....49 Starts....16:14
D-1387 LS4 (Reithofer)..................8 Starts....37:41
D-KWHF ASH 26E (Höllerer)...........4 Starts.....23:29
OE-5411 Ventus (Frenslich)...........5 Starts....17:26
OE-0793 SF-27 (Kaschowitz)..........6 Starts....19:25
OE-0362 L-Spatz (Havlicek)............1 Start........0:34

Piloten (nur Segelflüge)
Josef Reithofer.............................31 Starts....45:42....1915 km
Günter Mayer...............................13 Starts....25:49......840 km
Ferdinand Höllerer.........................4 Starts....23:29.....1824 km
Herbert Kaschowitz.........................6 Starts...19:25
Fritz Janach....................................7 Starts...19:17......870 km
Rudi Frenslich................................5 Starts....17:26
Franz Bachmayer...........................8 Starts....16:52......492 km
Georg Pohl.....................................3 Starts....10:07
Erich Cozowicz................................6 Starts.....9:27
Franz Neubauer.............................5 Starts.....8:57
Karl Müller......................................4 Starts.....5:46
Roman Gschwandtner....................6 Starts.....5:36
Gerhard Sobotka............................6 Starts.....5:34
Josef Leisser..................................2 Starts.....4:04
Brigitte Gibisch...............................1 Start.......3:40
Rainer Gottfried..............................8 Starts.....3:38
Gabriel Stangl.................................2 Starts.....0:38
Franz Havlicek................................1 Start.......0:34
Thomas Fälbl...................................wegen kaputtem Twin-Astir nur ein Fox-Mitflug
Josef Füricht....................................wegen Regen leider nicht geflogen


Link: Unsere Flüge in der Streckenflugwertung

Link: Flugplatz Timmersdorf

Link: Fa. Flugzeugreparatur Schlögel Andreas



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» von Josef Reithofer